CLOCKWISE
New Nordic Contemporary Art


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10. Januar ­ 01. März 2003,

Simone Aaberg Kærn
Jouko Lehtola
Colonel
Melek Mazici
Lilibeth Cuenca Rasmussen
Khaled D. Ramadan
Amel Ibrahimovic

in
Sparwasser HQ
Offensive für zeitgenössische Kunst und Kommunikation
Torstrasse 161, Berlin
and
Bergstüb'l PROJEKTE
Veteranenstrasse 25, Berlin

Öffnungszeiten: Mi-Fr 16-19, Sa 14-18

 

homepage CLOCKWISE

Pressefotos und Texte

Auf dem homepage finden Sie Texte von Stine Høholt: "Einleitung"/ Tomas Ivan Träskman: "Exile on Main Street"/ Malene Vest Hansen: "Nordic horizontalism, Politisierte Positionen zum Alltag."

Zu der Ausstellung Clockwise ist ein Katalog herausgegeben.
Katalog kann bestellt werden über NIFCA assistant@nifca.org

Die Ausstellung ist initiiert und produziert von NIFCA, Nordische Institut für Zeitgenössische Kunst, zusammen mit dem Kunstmuseum Vejle (Dänemark). Kuratoren: Stine Høholt und Khaled D. Ramadan.

 

TALK (paper): Khaled D. Ramadan, 14. February at Sparwasser HQ .

 

Pressemitteilung:

"Künstler als humoristische und melancholische Ethnographen."

Die sowohl humoristisch wie melancholisch gestimmten Arbeiten in der Ausstellung CLOCKWISE erforschen verschiedene Lebensstile und beleuchten unterschiedliche Einstellungen zu Mobilität, Internationalisierung und subkulturellen Gemeinschaften, die entstehen während traditionelle und kulturelle Bindungen an Kraft verlieren. Im Zentrum der Arbeiten der sieben zeitgenössischen Künstler aus dem Norden, die in der Ausstellung präsentiert werden, stehen anthropologische und soziologische Fragestellungen und nicht Ästhetik und Form. Die Kunstwerke ergeben ein ethnographisches "mapping" des Kulturellen Feldes. Die Künstler zeigen kulturell bestimmte Veränderungen von Werten wie Identität, Lebensraum, sozialer Umwelt, darunter die Welt der Kunst, auf.

Wir leben in einer Welt ständig wechselnder Identitäten. Der britische Soziologe Anthony Giddens nannte dieses Phänomen "life style politics". Das einzelne Individuum erschafft seine oder ihre Identität und steht dabei einer ständig wachsenden Anzahl von Wahlmöglichkeiten auf allen Ebenen gegenüber: angefangen von Beruf und Sexualität bis zu Stilfragen von Kleidung, Musik und Essen.
Und für Einige beinhaltet dies auch die freiwillige oder erzwungene Wahl einer Kultur oder eines Aufenthaltslandes. Für Einige als Vagabunden, für andere als Touristen, die Meisten irgendetwas dazwischen, wie es der Soziologe Zygmund Bauman beschreibt, der selbst gezwungen war sich ein neues Aufenthaltsland zu suchen.

Die Arbeiten in der Ausstellung zeigen ein kulturelles Selbstverständnis der Künstler, die wie melancholische Ethnographen Kulturen untersuchen und deren Eigenarten aufzeichnen, und dabei zwischen distanzierter Beobachtung und gesellschaftlichem Engagement wechseln.

Vor allem zeigen die ausgestellten Kunstwerke in CLOCKWISE, wie das Individuum wieder und wieder gezwungen ist, sich vor dem Hintergrund seines eigenen Erfahrungshorizontes zu entscheiden.
"Die Jagd nach einer Identität ist zur wichtigsten Quelle sozialer Bedeutung geworden. Diese Jagd ist genauso allgegenwärtig wie die Folgen der technologischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die in der letzten Zeit stattgefunden haben. Die Jagd nach einer Identität, sei sie kollektiv oder individuell, erarbeitet oder konstruiert, füllt mehr und mehr unserer Zeit aus", schreibt Tomas Ivan Träskman im Katalog zur Ausstellung.

Die ausgestellten Künstler bedienen sich einer Vielzahl unterschiedlicher Medien, darunter Installation, Fotographie, Video und Zeichnung. Mit Enthusiasmus und Engagement tragen sie zu unserer gemeinsamen sozialen Wirklichkeit des Jahres 2003 bei, und fordern uns auf das gleiche zu tun.

 

 

 

Für Simone Aaberg Kærn (* 1969) ist "das Persönliche politisch". In dem Dokumentarvideo Taraneh Aims for the Stars treffen wir auf eine Frau aus "dem wirklichen Leben". Taraneh (Akram Monfared Arya) aus Stockholm ist Kandidatin des Sozialdemokraten bei der Reichstagswahl. Ihr Weg dorthin war lang und voller Umwege. Er begann im Iran, wo sie, als Mutter von fünf Kindern, die erste weibliche Pilotin wurde. Dies ist ein Dokumentarvideo über eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die auf Grund dramatischer politischer Veränderungen gezwungen wurde, radikale Entscheidungen für ihr weiteres Leben zu treffen.

Colonel (*1961) Die in seinen Werken thematisierten Gegenstände, sei es eine Kunstinstitution oder die Dänische Nation, werden als anthropologische Felder behandelt. Er beschäftigt sich mit dem "Durchschnitts-Dänen" und bestimmten kulturellen Fragestellungen mit einem Fokus auf Intoleranz, irregeleiteter Freundlichkeit und Doppelmoral. Humor und Ironie sind zentrale Bestandteile seiner Werke. Colonel`s Künstlerische Praxis ist durch Ethnologie, Anthropologie, Publizistik und Kulturtheorie inspiriert.

In den Zeichnungen von Amel Ibrahimovic (*1977) trifft das Konzept des Nationalstaates und die kommerzialisierte und veröffentlichte Fußballkultur auf die Welt der Kunst. Die Zeichnungen zeigen bekannte Künstler und Galeriebesitzer in verschiedenen "Mannschaftsaufstellungen" oder als "Idolportraits". Fast wie ein Ethnologe, der eine fremde Kultur beobachtet, deckt Ibrahimovic die, zum größten Teil vorhersagbaren, Verbindungen der zeitgenössischen Kunstwelt auf und bildet diese ab. Ihn beschäftigen die Fragen WIE und WARUM Kunst ihr Publikum findet. Sein "mapping" ist sowohl Institutionskritisch wie Existentiell.

Der Fotograph Jouko Lehtola (*1963) präsentiert in der Serie Marked Skin einige seiner am stärksten tätowierten finnischen Landsleute. Der Drang der Piercing und Tatoo Kultur neue Formen "authentischer Identität" zu etablieren, entsteht in einer Welt, die alles andere als authentisch und homogen ist, wo stattdessen traditionelle Identifikationsmerkmale bedroht sind.

Lilibeth Cuenca Rasmussen (*1970) untersucht die lokalen / globalen Veränderungen im Leben gewöhnlicher Frauen. In dem Video Seeing Pilar filmte sie ihre Großmutter auf den Philippinen. Die beiden Frauen ­ die Fotographierende und die Fotographierte ­ werden kontrastiert. Zwei Generationen derselben Familie, aber aus verschiedenen Teilen der Welt, mit unterschiedlichen Einstellungen zu Traditionen und religiösen Ritualen. Das Video stellt Szenen der persönlichen Familiengeschichte und Beobachtungen aus einem ethnologischen Blickwinkel gegenüber.

Melek Mazici's (*1964) Leben und ihre Erinnerungen sind eng verbunden mit ihren Werken. Aber sie erzählen uns auch eine allgemeingültige Geschichte. Für die Ausstellung CLOCKWISE hat sie eine Installation geschaffen, die aus drei Kleidern besteht, die sich in drei Wasserbassins spiegeln. (Melek Mazici: "Rot, schwarz und weiss")
Melek Mazicis: "Jeder hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Erinnerungen und Gefühle. Ich weiß nicht, welche Verbindung mein eigenes Leben mit den Landschaften, den Schuhen und Blumen in meinen Arbeiten hat. Das gilt auch für die Farben und Formen, die ich benutze. Ich weiß nur, das mein Leben und meine Erinnerungen eng verknüpft sind mit den Themen meiner Kunstwerke. Aber ich weiß auch, das sie eine bessere Geschichte erzählen, eine Geschichte die uns alle verbindet."

Für die Ausstellung CLOCKWISE hat Khaled D. Ramadan (*1964) zwei politische Werke geschaffen. Sie bestehen aus blauen UN-Helmen und gelben Rettungswesten, wie wir sie aus Flugzeugen kennen. Ramadans Werke stellen unsere gewohnten Vorstellungen von Sicherheit, Effektivität und Funktionalität in Frage. Sie lassen den Betrachter die psychologischen und symbolischen Mechanismen hinterfragen, die dafür sorgen, das wir uns in einem Flugzeug sicher fühlen und wir einer internationalen Organisation wie den Vereinten Nationen, die für viele ein Garant für Stabiliät.

 

Für weitere Informationen:
CLOCKWISE
Marita Muukkonen, project@nifca.org, tel. +358 (0)9 68 64 31 08 / +358 (0)4 05 04 01 12
Sparwasser HQ
Lise Nellemann, mail@sparwasserhq.de, tel. +49 30 21 80 30 01 / +49 17 96 70 58 59